Die Reifen graben sich durch den Schnee, Eis splittert in den Pfützen, es ist ein kalter Wintertag. Ich rolle mit dem Kinderwagen durch Langerwisch. Noch passt mein neun Monate alter Sohn hinein, wenn auch mit angewinkelten Beinen. Wir laufen durch Straßen und über Holperwege, vorbei an Häusern und Gärten. Unzählige Bilder ziehen an mir vorüber, Gesichter von Menschen denen ich hier begegnet bin. Ich denke an das, was sie mir über die Jahre hinweg anvertraut haben, Geschichten von Freud und Leid, vom Leben in seiner ganzen Fülle. Und natürlich beschleicht mich eine gewisse Melancholie, denn ich laufe diese Wege zum vorerst letzten Mal.           

Unsere Landeskirche führte im Jahr 2004 eine neue Regelung ein, nach der Geistliche auf 10 Jahre befristet in eine Pfarrstelle entsandt werden. Ich kam im Jahr 2000 mit meiner Familie als Pastorin im Entsendungsdienst in den Pfarrsprengel. Im Jahr 2004 wurde ich von den Gemeindekirchenräten gewählt und regulär ins Amt eingeführt. Für die kommenden zehn Jahre konnte ich also hier meinen Dienst tun. Ich war gern Ihre Pastorin und mit Ihnen auf den Spuren des Glaubens unterwegs. Die Option eines Verlängerungsantrages haben mein Mann und ich ernstlich erwogen. Aber obwohl wir uns hier wohl gefühlt haben, entschieden wir zugunsten einer neuen beruflichen Herausforderung. Diese wird ab 1. April 2013 in Berlin-Kaulsdorf sein – einer Stadtgemeinde mit 3000 Gemeindemitgliedern und einer großen KiTa. Die Arbeit wird ganz anders strukturiert sein als hier und, ich freue mich darauf.

Versäumen möchte ich zuvor nicht, meinen Dank auszusprechen:

den Gemeindekirchenräten Langerwisch und Wilhelmshorst mit ihren Vorsitzenden Dr. Thomas Drachenberg und Martin Kreitschmann, unserer Gemeindesekretärin Frau Charlotte Starken, Katechetin Ute Baaske, Kantorin Elke Wiesenberg sowie Bernd Waage.

Ein Dank natürlich all den Menschen, die hier sich ehrenamtlich engagieren! Ohne sie alle wäre das Gemeindeleben nicht möglich. Danken möchte ich auch dem Kirchenkreis und meinen Kolleginnen und Kollegen in den Nachbargemeinden, sowie den Pfarrern, die freundlicherweise die Vakanzverwaltung für mich übernommen haben. Spätestens Mitte bis Ende des Jahres wird die Pfarrstelle hoffentlich wieder besetzt sein.

Mein Sohn wird bald seinem ersten Kinderwagen entwachsen sein. Seine ersten eigenen Schritte wird er in Kaulsdorf gehen lernen und die Welt jeden Tag mit neuen Augen entdecken. Seht, ich schaffe Neues, schon sprießt es, erkennt ihr es nicht? Mit diesen Worten des Propheten Jesaja habe ich mich im Gottesdienst verabschiedet und möchte es auch hier tun.

Gott segne die Geschicke der Menschen und Gemeinden hier.

Shalom, Ihre Steffi Jawer und Familie